Mirabell

Überführung der Mirabell


die Mirabell

Anfang März ruft mich Conrad, ein ehem. Arbeitskollege, an und fragt, ob ich jemand kenne, der eine Motoryacht von Krefeld nach Roermond überführen kann. Meine Antwort war klar. Das kann ich schon machen. Es dauert eine Woche, dann meldet sich Srdjan, stolzer Eigner eines 10-m-Verdrängers mit dem schönen Namen Mirabell. Er ist total begeistert, das ich den Job übernehme und holt mich noch am gleichen Tag ab, damit ich mir die Mirabell anschauen kann. Was so auf der Überführung passiert ist, könnt Ihr hier lesen.

 

Hier die Törndaten:

Start/Ziel: Crefeld Yacht-Club
Skipper: Charly
Crew: Eigner Srdjan
Schiffsname: Mirabell
Schiffstyp: 10-m-Verdränger
Vercharterer: Charly
Basishafen: Het Steel
Zeitraum: 2 Tage
Zeitpunkt: 27./28.03.2021
Kosten: keine
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Der Törnverlauf

Legende: (beim Klick auf das Symbol werden weitere Informationen angezeigt)

Hafen oder Marina mit Anlegemöglichkeit
Ankerplatz (evtl. mit Mooring-Bojen)
Insel

Samstag, 13.01.2021
Viersen - Krefeld - Viersen


Srdjan und seine Mirabell

Srdjan holt mich gegen 15 Uhr ab. Ich lerne Srdjan's Papa und seinen Sohn kennen. Wir brauchen nur eine 1/2 Stunde bis zum Crefelder Yacht Club Der CYC (Google) ist ein kleiner Hafen, allerdings mit Tankstelle und Gastronomie. Laut Srdjan ist das Preisniveau ok.

Wir entern die Mirabell und Srdjan zeigt mir alles. Der Versuch, die Motoren zu starten schlägt leider fehl. Kein Saft in der Batterie. Das sollte bis zur Abfahrt behoben sein. Den Segeln kann die Mirabell ja nicht. Schnell ist die Besichtigung durch (sind ja nur 10m). Dann geht es wieder zurück. Eine 1/2 Stunde später setzen die beiden mich wieder Zuhause ab. Wir haben uns für den übernächsten Dienstag verabredet. Doch Srdjan muss den Termin aus beruflichen Gründen verschieben. So starten wir die Tour erst in 14 Tagen.

Samstag, 27.03.2021
Krefeld - Sambeek
bedeckt, Unwetter, 10°/5°
136,1 km / 10:31h


27.03. Krefeld - Sambeek 136,1 km / 10:31h
Beim Klick auf das Bild wird der Track in Google.Maps aufgerufen!

Um 4 Uhr rappelt mein Wecker. Um 6 Uhr steht Srdjan vor der Tür und holt mich ab. Also schnell unter die Dusche, Kaffee gekocht und noch ein paar Sandwich geschmiert. Srdjan meldet sich. Er ist schon startklar. Auch ich bin fertig. Also kommt er doch schon um 1/2 6. Ich stelle mich vor die Tür, damit wir keine Zeit verlieren. Dann kommt er auch schon angefahren. Schnell meinen Rucksack und die Kühltasche in den Wagen gelegt und schon sind wir unterwegs nach Krefeld.

Die Mirabell wartet aufgetankt am Außensteg.


Srdjan und seine Mirabell

Das ist ja schön. Macht das Ablegen noch einfacher. Wir starten direkt die Diesel, die auch problemlos anspringen. Srdjan löst die Vorleine, ich die Achterleine und dann geht es auch schon los.

Ich probiere vorsichtig aus, wie die Mirabell sich mit den beiden Maschinen manövrieren lässt. Aufstoppen, auf der Stelle drehen, rückwärts fahren, alles kein Problem.

Jetzt geht es los. Ich nehme Kurs auf die Hafenausfahrt. Srdjan geht aufs Vorschiff um im Notfall den Anker zu schmeißen. Aber das ist nicht nötig. Ich quere vorschriftsmäßig das Fahrwasser und halte mich auf der linken Seite. Wir fahren ja rheinabwärts.


(1) wir starten Richtung Roermond (2) Charly am Steuer

Wir machen gut Fahrt. Das GPS zeigt 16 km/h an. Im Moment hilft der Rhein ja kräftig mit. Uns kommt ein Berufsschiff nach dem anderen entgegen. Rheinabwärts ist Gottseidank nicht so viel los. Ab und an werden wir von einem Frachter überholt. Die kommen ganz schön schnell auf.

Wir passieren ein paar Schutten, die im Rhein ankern und wohl auf den nächsten Einsatz warten. In Höhe Duisburg erwischt uns eine lokale, aber sehr starke, Gewitterzelle. Es wird dunkel und man kann fast die Hand nicht mehr vor Augen sehen. Das Heck des vor uns fahrenden Schiffes und das Rheinufer verschwinden hinter einer dichten Regen- und Hagelwand. Ich bin froh, warm und trocken am Steuerstand zu stehen. Schnell ist der Spuk vorbei und es zeigen sich wieder ein paar blaue Flecke.

Wir spulen Kilometer um Kilometer ab. Srdjan übernimmt das Steuer und ich frühstücke erst einmal. Das Wetter bleibt stabil. Kein Untwetter mehr. Nur noch vereinzelte Regenschauer. Es lockert aber zunehmend auf.

Um 13 Uhr verlassen wir Deutschland, fahren ~ 8km auf dem Bijland-Kanal. Dann beginnt die Waal. Es sind noch 22 km bis zum Maas-Waal-Kanal. Dafür brauchen wir gut 2 Stunden.

Dann biegen wir scharf links ab und stehen vor der ersten von vier Schleusen. Wir haben Glück, Vor uns fährt ein Frachter in die Schleuse und wir passen noch mit rein. Das Schleusenmanöver klappt dank den 2 Maschinen problemlos. Und da es aufwärts geht, haben wir auch mit Seitenwind wenig zu kämpfen. Der Maas-Waal-Kanal ist nur 13 km lang. Dann sind wir auf der Maas. Jetzt sind wir auch nicht mehr so schnell. Das GPS zeigt 10 km/h Fahrt über Grund an. Weitere 18 km und knapp 4 Stunden später stehen wir vor der Schleuse Sambeek. Wir haben Glück. Wieder wird vor uns ein Frachter geschleust und wir können direkt in die Schleuse fahren.

Nach der Schleuse suchen wir uns einen Liegeplatz für die Nacht. Es ist inzwischen 19.30 Uhr und es wird langsam dunkel. Hinter einer Fähre finden wir einen Anleger, der frei ist und wir gehen mit der Mirabell längsseits und machen fest. Hier liegen wir gut, wenn uns auch vorbeifahrende Frachter ein wenig schaukeln. Gottseidank liegen wir nicht weit von der Schleuse weg. Da fahren die Berufsschiffe nicht mehr so schnell. Und es kommen auch nur ein paar vorbei.

Wir haben heute 2/3 der Strecke und die Hälfte der Schleusen geschafft. Morgen sind es nur noch knapp 60km und 2 weitere Schleusen.
Ich aktualisiere noch das Logbuch.


Logbuch Tag01

Dann trinken noch einen Anleger und fallen, ziemlich fertig, in die Koje. Es war ein langer Tag. Morgen geht es weiter.

Sonntag, 28.03.2021
Sambeek - Roermond
bedeckt, 14°/2°
63,1 km / 6:12h


28.03. Sambeek - Roermond 63,1 km / 6:12h
Beim Klick auf das Bild wird der Track in Google.Maps aufgerufen!

Kurz nach 8 Uhr (SOMMERZEIT!;in der Nacht wurden wieder die Uhren umgestellt) werde ich durch einen vorbeifahrenden Frachter wach. Schaukelt schon ganz gut. Einen Kaffee gibt es nicht. Gestern ist wohl die Sicherung vom 12V-Adapter durchgebrannt. So gibt es kein heißes Wasser. Egal, wir starten die beiden Diesel und schon geht es los. Langsamt zieht die Flußlandschaft an uns vorbei.


flaches Land

Nach 4 1/2 Stunden, um 12.30, stehen wir vor der nächsten, und vorletzten, Schleuse. Wir machen am Wartesteg fest und ich frage per Marifoon nach, wann wir geschleust werden können. Da gerade ein Frachter in der BB-Schleuse einfährt, können wir direkt mit. Also Leinen los.

Jetzt ist es nicht mehr weit. Nach 16 km erreichen wir die letzte Schleuse, die direkt in Roermond ist. Also eine Stadtschleuse. Das Schleusentor steht offen und als wir näher kommen, schaltet die Ampel von rot auf grün. So haben wir auch bei der letzten Schleuse ein wenig Glück.

Jetzt sind es nur noch ein paar Meter bis zur Jachthaven Het Steel dem Sommerliegeplatz der Mirabell. Der Hafenmeister ist sehr überrascht. Hat sich doch Srdjan nicht angemeldet. Doch der Liegeplatz ist, wie versprochen, schon frei und so bugsiere ich die Mirabell zu ihrem neuen Liegeplatz und mit Hilfe des Hafenmeisters vertäuen wir sie. Um 15.10 Uhr schalten wir nach 199,2 km und 16:43 Std. die Diesel aus, genehmigen uns noch einen Anleger. Ich aktualisiere noch das Logbuch.

Dann ist es auch schon soweit. Wir verlassen die Mirabell. Die Eltern von Srdjan holen uns ab und eine 3/4 Stunde später bin ich wieder daheim. So endet meine 1. Überführung eines Motorbootes.