Skippertraining auf dem Ijsselmeer 2011
oder
Schatz, bring mir mal die Vorleine

Letztes Jahr beim Novembertörn wurde ich gefragt, ob ich nicht in 2011 einmal ein Skippertraining organisieren könnte. Also habe ich Andreas nach einem Schiff gefragt und so werden wir Ende März auf der Lamu eine Woche am IJsselmeer verbringen.

Also hier die Daten:
Start/Zielhafen: Lemmer
Crew: Charly, Skipper
Carsten, Christian, Christoph, Peter
Schiffname Cassiopeia
Schiffstyp Bavaria 37 cruiser
Vercharterer Thinius Charter (Andreas Kühn)
Basishafen: Lemmer
Zeitraum: 7 Tage
Zeitpunkt: 25.03. - 01.04.2011
Kosten: 200-250 € Charter/p.Person
150 € Bordkasse/p.Person

 

hier mein Web-Fotoalbum mit schönen Bildern vom Törn

 

Der Törnverlauf:

 

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Freitag, 25.03.2011 Viersen - Lemmer
sonnig, 15° 225km/2:40h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Lemmer Yachtwerf Maronier ? Euro ja ja Base von Thinius, Schlüssel zu den Toiletten beim Andreas. Jedes Schiff bekommt aber einen.

Heute morgen stehe ich zusammen mit Mona auf. Sie hat heute einen anstrengenden Tag auf der Arbeit vor sich. Daher werde ich schon weg sein, bevor sie wieder Zuhause ist. So sehe ich meinen Schatz erst in 8 Tagen wieder.
Der größte Teil meiner Klamotten habe ich schon gestern gepackt. Heute kommt nur noch mein Elektronik-Kram dazu. Doch auch das habe ich schnell erledigt.

Ich lege mich noch für eine Stunde hin. Doch irgendwie bin ich viel zu nervös und kann nicht schlafen. Doch die Zeit vergeht, wenn auch langsam. Irgendwann ist es endlich 3 Uhr und Peter kommt vorgefahren. Schnell sind meine Sachen eingeladen. Wir fahren noch schnell zur Post und dann geht es auch schon auf die Autobahn Richung Venlo.

Wir kommen recht gut durch und um 10 vor 6 halten wir in Lemmer am Spar an, besorgen einen Kasten Grolsch und ein wenig Knabberzeug, gehen noch eine Portion Kibbeling essen. Jetzt aber schnell, bevor Andreas Feierabend macht.

Ich bekomme die Cassiopeia. Wie sich später heraus stellt ein Schiff nicht ganz ohne Mängel. Christian ist auch schon da und so schleppen wir unsere Klamotten zum Schiff. Die Heizung läuft schon und alles ist sauber. Ich finde die 37er Cruiser ja immer wieder schön. Mit Ihrem großen Cockpittisch, der geraden Sitzbank an BB. Auch die L-förmige Küche gefällt mir. Und der Naviplatz ist auch sehr praktisch. Ich bin einmal gespannt, wie mir die neue Bavaria 32 gefallen wird, die ich (hoffentlich) im Juli segeln werde.

Wir 3 können uns nicht mehr wirklich aufraufen, in die Stadt zu laufen. So muss Christian sich an Takkos satt essen. Wir konsumieren noch einige Bier und ich genehmige mir den einen oder anderen Bacardi. Um 1/2 geht endlich das Licht aus. Ich schlafe ausnahmsweise in der BB-Achterkabine. Christian ist ja noch nicht da.

Samstag, 26.03.2011 Lemmer - Medemblik
zuerst bedeckt, später sonnig, 8°, NE2, später auffrischend NO3-4 23sm/5:00h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Medemblik Pekelharinghaven b.v. Euro ja ja das Hafenkantor ist jetzt an der Brücke. Das ehemalige Hafenmeisterkantoor ist leer. Man soll den Hafenmeister über VHF 31 anrufen. Das ist aber ein Sonderkanal, den die normalen See-UKW-Geräte nicht können.

Super pünktlich um 5 vor 8 steht Christoph mit Carsten vor dem Schiff. Ich bin schon seit einer 1/2 Stunde auf und habe gar nicht so schlimme Kopfschmerzen. Wir trinken einen Kaffee und dann schleppt mein Proviantmeister die Vorräte für die nächsten 3 Monate an. Eine Klappbox nach der anderern wander Richtung Küche. Verhungern werden wir bestimmt nicht.

Nach dem Verstauen der Lebensmittel gibt es erst einmal lecker Frühstück. Natürlich mit Rührei. So muss das sein. Dazu frische Brötchen. Mal wieder perfekt. Schnell ist aufgeklart und wir machen uns startklar. Ich organisiere noch einen großen Kugelfender. Beim Training ja immer gut einzusetzen.

Peter fährt ein perfektes Ablegemanöver. Wir tuckern Richtung Lemmerbucht und lassen die Idee, noch in Lemmer tanken zu fahren, schnell fallen. Sollte auch noch in Medemblik möglich sein. Schnell kommt das Kommando: Klar zum Setzen der Segel. Eine leichte NE-Brise bringt uns Richtung Medemblik. Ich versegel eine Bavaris 32, die eine 1/2 Stunde vor uns abgelegt hat. Vor Medemblik übernimmt Christoph das Steuer. Wir bergen die Segel und fahren erst einmal zur Tankstelle. Unterwegs ist uns die Verbraucherbatterie ausgefallen. Kein Wasser mehr drin. Hat Andreas wohl nicht kontrolliert. 4l. destilliertes Wasser verschwinden in der Batterie. Die muss wirklich knochentrocken gewesen sein.
Ich tanke noch für 75 Euro und Christoph legt durch Eindampfen in die Vorspring ab. Wir üben ein wenig rückwärts fahren und legen am A-Steg längseits an. Als Christoph unverichteter Dinge vom Hafenmeister zurück kommt, erinnere ich mich auch daran, das Volker mir erzählt hatte, den Hafenmeister hier gibt es nicht mehr. Das Liegegeld muss man jetzt beim Hafenmeister an der Brücke begleichen. So bleibe ich an der No. 3 liegen, obwohl das Schild rot ist.

Christian fängt an zu schnibbeln. Draußen scheint die Sonne und es ist richtig schön. Bald darauf fängt es auch gut an zu riechen und um 8 Uhr serviert uns Christian ein super leckeres Thai-Curry mit Hähnchenfilet und Reis. Als wirklich nix mehr rein passt höre auch ich auf zu essen. Den Rest verwahren wir uns für morgen.

Wir sitzen noch ein wenig zusammen und dann wird es auch schnell ruhig auf dem Schiff. Ich gehe noch duschen. Finde ich ja Abends immer entspannter. Und mit einem sauberen Gefühl verschwinde ich unter meinen Schlafsack.

Sonntag, den 27.03.2011 Medemblik - Enkhuizen
14,2sm/4:22h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Enkhuizen Buitenhaven 15,80 Euro ja nein auch dieser Hafen öffnet erst am 01.04. Daher sind die Toiletten und Duschen geschlossen.

Letzte Nacht wurden die Uhren umgestellt und so verspätet sich sogar der Wetterbericht um fast 40 Min. Ich bin wie immer kurz vor 8 bereits aus den Federn. Es ist noch ruhig im Schiff und ich nutze die Zeit um in Ruhe einen Kaffee zu trinken und meinen Törnbericht zu aktualisieren. Das Wetter ist traumhaft und so beschliessen wir nach dem Frühstück, ein wenig Hafenmanöver zu üben. Leider fehlt der Wind, um es realistisch zu machen, aber auch so lernen wir eine Menge.
Am besten ist jedoch Christoph, als ich mit Peter vereinbare, er soll mit kleiner Crew anlegen und er zum Christoph sagt, Schatz, bring mir mal die Vorleine. Damit jedoch NICHT meint, Christoph soll die Vorleine komplett lösen und sauber aufgeschossen diese zum Cockpit tragen. Wir bekommen alle einen furchtbaren Lachanfall. Nur Christoph steht da mit der Leine in der Hand und weiß nicht, warum wir alle so lachen.

Nachdem jeder einmal rückwärts in die Box gefahren ist, gehen wir am A-Steg wieder längseits und jetzt gibt es Kaffee mit Kuchen und frischer Schlagsahne.

Ich lege durch Eindampfen in die Achterleine ab und versuche einmal, in die Box zu fahren und mich mit einer Spring zu stabilisieren. Der Versuch schlägt jedoch fehl und irgendwann liege auch ich längsseits an den Dalben. Da muss auch ich noch einmal überlegen, wie man so etwas hin bekommt.

Wir verlassen Medemblik, setzen die Segel und machen erst einen Schlag Richtung NE. Nach 1 Stunde wenden wir und so langsam verlässt uns der Wind.
Nachdem wir das restliche Thai-Curry von gestern vernichtet haben, rollen wir die Genua weg und unter Maschine geht es Richtung Enkhuizen. Die Sonne scheint und uns geht es richtig gut.

Der Wind kommt auch nicht wieder und so motoren wir bis Enkhuizen. Hier legen wir uns in den Buitenhaven. Ich melde mich beim Hafen an und nehme auch eine Betaalcard für den Strom. Hätte ich gewußt, das die Toiletten und Duschen noch zu sind, wäre ich in den Compagniehaven gefahren. Aber jetzt sind wir hier und gut ist.

Wir nutzen noch die letzten Sonnenstrahlen und gehen ein wenig durch Enkhuizen. Dann setzen wir uns auf ein Bier ins t'Ankertje und genießen einfach nur.
Zurück am Schiff stellen wir fest, das wir einen Nachbarn bekommen haben. Eine der neuen Bavaria 45 cruiser von Andreas liegt an unserer Backbordseite. Leider ist die Sicherung der Heizung ausgefallen und daher ist denen schon sehr kalt.

Heute kocht Carsten. Bohnen mit Birnen, Kassler und Speck. Es riecht auf jeden Fall mal direkt gut. Die Zeit bis dahin vertreibe ich mir mit einem leckeren Rotwein.
Das Essen ist auch schnell fertig und schmeckt wirklich sehr gut. Den Sud verwahren wir uns für morgen.

Als Nachtisch gibt es Rote Grütze mit Vanille-Vla. Peter fragt mich so lieb und bekommt meine Portion. Habe ihm auch schon mein Bier abgetreten. Bleibe lieber bei Rotwein. Der ist lecker.
Nach dem Aufklaren hängen wir alle schon irgendwie in den Seilen. Christoph und meiner einer brechen allerdings noch einmal auf. Da die san. Anlagen vom Hafen noch bis zum 1. April zu sind, gehen wir in den einzigen Irish Pub in Nordholland. Dort genehmige ich mir noch einen Bacardi und Christoph ein Guinness. Lange bleiben wir nicht und so schlendern wir wieder Richtung Schiff. Es ist schon alles ruhig, als wir den Salon entern. So verzichte ich auf das Duschen und krabbel schnell unter meinen Schlafsack.

Montag, den 28.03.2011 Enkhuizen - Lemmer - Stavoren
bedeckt, später sonnig, 14°, NNW1-4 34,9sm/7:4h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Stavoren Fischerhaven - Euro ja, 50 Cent ja, aber offiziell noch zu (01.11 - 01.04.) Es ist überall noch Vorsaison. Die Haven scheinen erst ab dem 01.04. zum Leben zu erwachen. Wir haben Glück und das Toillettengebäude ist auf. (allerdings nur das Notlicht an)

Um 1/2 6 werde ich wieder wach und versuche die Heizung zu starten. Das gestaltet sich etwas schwierig, da sie immer wieder auf Störung geht. Doch irgendwann läuft sie und ich schlafe wieder ein.
Es ist wie immer 1/2 8 als ich aus meinem Schlafsack schlüpfe und den 1. Kaffee aufschütte. Als das Wetter kommt sind schon fast alle wieder wach und das Frühstück ist in der Mache. Peter besorgt frische Brötchen. Ich verschwinde in die Dusche. Saubere Sache. Das Wasser ist gut heiß und ich rasiere mich zur Feier des Tages. Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig als sich unsere Nachbarn aufmachen.

Wir machen uns kurz danach auch auf den Weg. Christian legt ab und kurz nach der Ausfahrt können wir sogar Segel setzen. Ein netter Wind bringt uns in knapp 4 Stunden nach Lemmer. Hier legt Christoph mit ein wenig Hilfe an. Es liegen schon mehr Schiffe von Andreas im Wasser und an (fast) allen Schiffen wird gearbeitet.
Ich berichte Claus von unseren Problemen. Wirklich helfen kann er natürlich nicht. Aber ich bekomme wenigstens einen Handscheinwerfer. Sollte ich wirklich einmal im Dunkeln irgendwo ankommen.

Christian verabschiedet sich von uns. Er muss leider nach Hause. Finden wir alle schade, aber so ist das halt.
Während Christoph zum Vodafone-Laden läuft um sein Prepaid endlich in Gang zu bekommen, gehen Carsten und Peter neues Bier holen. Ich schaue mir kurz die neue Bavaria 32 cruiser an und zurück auf dem Schiff fülle ich unseren Wassertank auf und spüle. Christian hatte ja aus dem Bohnen/Birnen/Kassler-Sud von gestern noch durch Zugabe von etwas Porree und Kartoffeln eine leckere Suppe gekocht. Ich mache mir auch noch das letzte Schüsselchen warm und klare das Schiff ein wenig auf.

Dann sind auch schon wieder alle zurück. Christoph läuft noch einmal los, sich eine Prepaid-Karte zum Telefonieren holen, Carsten verschwindet kurz unter die Dusche und dann geht es auch schon wieder los. Tagesziel für heute ist Stavoren.
Christoph fährt das Ablegemanöver. Schon viel ruhiger als sein Anleger. Wir sammeln die Fender ein und schon im Fahrwasser können wir Segel setzen. Der Wind kommt weit genug aus N, so dass wir hoch am Wind Richtung Südkardinale sausen können. Carsten schafft den Tagesrekord mit dokumentierten 8.5 kn. Die Sonne ist auch wieder raus gekommen und so macht das Segeln doch richtig Spaß.

Peter steht gerade am Ruder und ich mit Carsten sind unten als wir ein Rumpeln hören. Erst einmal, dann direkt noch mal. Wir schauen uns fragend an, als das Schiff immer mehr Fahrt verliert und schließlich stehen bleibt. Ich stürme nach oben. Ein Blick auf den Tiefenmesser. Der zeigt noch 2m an. Scheint also um 5 cm. zuviel Wassertiefe anzuzeigen. Den wir haben nur 1.95m Tiefgang, stecken aber definitiv im Schlick fest. Motor an und Ruder hart Backbord ist eins. Wir fieren die Segel etwas auf und ich wühle mich durch den Schlick. Und während ich noch überlege, wieso das Wasser hier so flach ist, sehe ich südlich voraus die VZZUID. Na, kein Wunder. Damit ist bewiesen, der Vrouwezand ist immer noch da, wo er in der Karte eingezeichnet ist.

Wir nehmen Kurs auf die Südkardinale und als wir diese erreicht haben, können wir die VZWEST ansteuern. Sogar segeln können wir noch. Peter ist unten und bereitet schon unser Abendessen vor.
An der Westkardinale nehme ich die Segel entgültig weg und unter Maschine laufen wir gegen den Wind Richtung Stavoren. Im Hafen liegt keine einziges Sportschiff. Nur ein kleiner Fischer und eine große Schute mit einem Bagger drauf. So können wir uns einen Platz am Kai aussuchen. Christoph bringt uns längsseits und ein paar Minuten später liegen wir pünktlich zum Sonnenuntergang fest. Der Anlegeschluck schmeckt gut und aus der Pantry kommt ein herrlicher Geruch. Keine 10 Min. später sitzen wir bei einem Schluck Rotwein am Salontisch und genießen Poreeröllchen im Schinkenmantel mit Bechamelsoße und Käse überbacken. Super lecker.

Als Nachtisch bekommen wir noch einmal Rote Grütze mit Preiselbeeren und Vla. Diesmal bekommt Peter meine Portion nicht. Völlig pappsatt sitzen wir im Salon und bekommen noch von Peter einen Kaffee mit aufgeschäumter Milch. Stilvoll mit einer Prise Kakau.
Ich spüle Unmengen an Geschirr und Töpfe. Peter hat beim Kochen wirklich ALLES gebraucht.

Bei einem Bacardi-Cola erzählen wir noch ein wenig. Dann wird es ruhig im Schiff und ich dusche noch schnell. Das Wasser ist dank Strom wieder richtig heiß. So kann ich sauber in meinen Schlafsack mummeln

Dienstag, den 29.03.2011 Stavoren - Oudeschild(Texel)
ein wenig Nebel, später sonnig, SW2-3, später Flaute, 14° 26,8sm/6:28h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Oudeschild(Texel) Waddenzeehaven Euro ja ja die Duschen sind auf, aber das Restaurant hat zu. So kann man wenigstens auf Toilette gehen. Für Strom bekommen wir den Sepkey unserer Nachbarn geliegen. Es liegen immerhin 3 Schiffe im Hafen.

Ich werde heute erst um 7 wach. Diesmal geht die Heizung direkt an. Ich bleibe direkt auf, koche Kaffee und räume mein Bett weg. Kurz vor 8 kommt auch der Rest der Truppe aus den Kojen gekrabbelt. Es fängt an, lecker nach aufgebackenen Brötchen zu riechen. Heute bekommen wir von Peter Spiegelei mit Speck und gebackener Tomate serviert. Immer wieder lecker. Zuerst ist es nebelig, doch schnell kommt die Sonne durch. Ich bewunder noch das von einem Zug geteilte Haus als ein großes Frachtschiff mit einem Bagger in den Hafen kommt und uns die Ausfahrt versperrt. Aber der Hafenmeister funkt ihn an und so können wir noch ablegen.

Wir fangen an zu üben. Längseits, rückwärts, vorwärts, alle Variationen werden ausprobiert. Ich habe Schwein, den diesmal klappen meine Manöver alle auf Anhieb. So kreiseln wir fast 2 1/2 Stunden durch den Hafen. Der Hafenmeister kommt noch vorbei und sagt uns Bescheid, das Mittags noch ein 2. Schiff mit Bagger kommt und auch im Hafen baggern will. Wir sollen unser Schiff also nicht verlassen. Um 1/2 1 verholen wir uns in den Buitenhafen und Christoph legt noch einmal vorwärts in einer Box an. Nachdem alle Leinen draußen sind und wir schnell Landstrom gelegt haben, bekommen wir von Peter wieder einen leckeren Kaffee mit aufgeschäumter Milch. Dazu einen Keks. Inzwischen sind die letzten Reste des Morgennebels verschwunden und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Der Wind kommt schwach aus Süd. So legen wir ab, setzen Segel und lassen uns nach Den Oever treiben.

Ca. 2 sm vor der WV8 lasse ich die Segel bergen und unter Maschine geht es Richtung Schleuse. Wir haben die Bugleine noch nicht über, als auch schon rot/grün kommt. Wir fahren alleine in die Schleuse. Andere Segler sind nicht zu sehen. Das Schleusen geht flott und hinter der Brücke machen wir am Wartesteiger fest.
Es gibt Pellkartoffel mit Sahnehering. Wie alles bisher ist das eine kleine Kalorienbombe und schmeckt super gut. Während Peter noch einen Kaffee kocht und die Pantry aufklart, legen wir schon ab und setzen noch in der Ausfahrt die Segel. Wir lassen uns über eine Stunde mit der wahnwitzigen Geschwindigkeit von 2kn treiben. Dann reicht es mir und für den Rest der Strecke motoren wir.

Die See ist spiegelglatt. Kein kalter Wind weht. So ist es richtig angenehm. Wir fahren durch bis an den Waddenzeehaven und ich habe Glück. Mein Lieblingsplatz No. 01 ist noch frei. Christoph fährt ihn etwas schräg an, aber egal. Ich komme auf den Steg und kann das Schiff rückwärts in die Box ziehen. Bald sind alle Leinen draußen und wir genehmigen uns einen Anleger. Es gibt ein paar Cracker mit lecker Türkencreme. Wir sind aber noch so satt von den Heringsdipp, das wir das Essen etwas verschieben.

Es gibt griechische Vorspeisen und ein ital. Hauptgericht. Spaghetti mit roter Pesto. Auch wieder so verdammt lecker.

Nach dem Aufklaren verschwindet als erstes Peter. Ich dusche mich noch schnell und bevor ich in die Falle gehen kann, überredet mich Carsten noch zu einem Absacker. So ist es doch schon wieder nach Silvester, als ich schnell ins Land der Träume verschwinde.

Mittwoch, den.03.2011 Oudeschild (Texel) -
sm/h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Vlieland Stichtinghaven 33 Euro ja ja, 50 Cent Der teuerste Hafen auf unserer Reihe. Dafür aber alles fein.

Bevor mein Handy mich wecken kann, bin ich schon auf. Heizung anmachen, Kaffeewasser aufsetzen. Alles schon irgendwie Routine. Heute haben wir einen langen Schlag vor uns. Deshalb wollen wir schon um 9 Uhr unterwegs sein.

Peter kommt aus der Koje gekrabbelt und kurz darauf fängt es schon an, nach leckeren Aufbackbrötchen zu riechen. Ess gibt ein leckeres Frühstück und um 1/4 nach 9 legt Christoph ab. Peter ist noch schnell zum Supermarkt, die Hähnchenkeulen für heute Abend holen. Und noch ein wenig Bier. Und noch ein wenig Wein. ;-)) Wir sammeln ihn am Fischerhafen ein. Kaum aus dem Hafen gehen die weißen Tücher hoch und mit einem schönen Segelwind geht es zur Südspitze von Texel. Hier fallen wir immer weiter ab bis wir vor dem Wind mit Bullenstander und Schmetterling an der West/Nordküste von Texel entlang sausen.

Nach anfänglichem Schwächeln frischt der Wind auf 5 Bft auf. So wird es ein schönes Segeln. (die meiste Zeit mit Schmetterling). Kurz vor dem Fahrwasser nach Vlieland reffe ich beide Segel. Nur die letzten Meter bis zum Hafen müssen wir motoren. Es war ein perfekter Segeltag. Nix dran zu mäkeln.

Christoph bringt uns an den langen Steg. Bis auf 2 Schiffe und die KNRM ist der Hafen komplett leer. So leer habe ich ihn nur einmal auf der Webcam gesehen, als er gerade umgebaut wurde und für alle Schiffe gesperrt war.
Heute bekomme ich erst auf Nachfrage die Tapas zum Bier. Das geht ja gar nicht. So wehre ich den Anfängen und Christoph verschwindet in den Salon und kommt 5 Min. mit leckeren Häppchen wieder raus. So muss das sein ;-)

Chrstioph und Peter laufen noch in das Dorf. Ich bleibe mit Carsten auf dem Schiff. Meine Frau geht online und so können wir ein wenig skypen.
Jetzt wird es aber Zeit sich um das Abendessen zu kümmern. Schnell sind die Kartoffel in Spalten geschnitten, die Hähnchen liegen auf dem Backblech. Carsten hilft mir beim Salatschnibbeln. Jetzt nur noch die bißfest gekochten Kartoffelspalten aufs Backblech verteilen, alles gut würzen und ab in den Backofen. Eine 3/4 Stunde später kann gegessen werden. Wenn man eine Knoblauchknolle darauf verteilt hat und der frische Rosmarin hinzu kommt schmeckt das einfach nur gut.

Christian und Peter kommen pünktlich zurück und wir essen gemütlich. Ich bekomme wieder ein Lob. Das freut mich.
Nach dem Aufklaren gibts noch einen Kaffee. Wir erzählen noch was und schon ist wieder Silvester.

Donnertag, den 31.03.2011 Vlieland - Harlingen
S-SW6, später 7, in Böen 8, Regenschauer, später trocken, 9° 27,8sm/6:22h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Harlingen Noorderhaven Euro ja, 50 Cent Container am Ende des Hafenbeckens, offen ab 01.04. von 7.00 - 19.00 Uhr

Wir müssen heute nicht so früh raus. Erst um 13.40 Uhr ist Niedrigwasser. So haben wir also keinen Streß. Um 12.15 Uhr legen wir ab und üben noch ein wenig. Bei mehr Wind ist das schon spannend.

Punkt 13.00 Uhr stehen wir vor der Ausfahrt und setzen das erste kleine Handtuch. Draußen kommt schnell ein 2. dazu. Mit diesen geht es im Sauseschritt Richtung Harlingen. Wir müssen immer höher an den Wind. Dann läuft das Fahrwasser Richtung S und wir müssen kreuzen. Das machen wir so 1 1/2 Stunden. Der Wind frischt immer mehr auf. Ich sehe bis 38 kn auf der Windanzeige. Es ist schon fast grenzwertig. Die Segel sind soweit verkleinert, das wir eigentlich nur noch driften und nicht mehr richtig segeln können. So entschließe ich mich, das Vorsegel zu bergen und unter Maschine sehr hoch am Wind am Fahrwasserrand entlang zu laufen. Von hinten kommt an der engsten Stelle ein Ozeanriese auf und passiert uns sehr knapp. Ein Schlepper erwartet ihn schon und begleitet ihn in den Hafen. Wir fahren hinterher.
Ich habe mich entschlossen, heute in Harlingen zu bleiben. Wir kreiseln kurz vor der Brücke. Dann geht auch schon Rot/Grün an. Mit einem weiteren Segler gehen wir direkt durch bis in den Noorderhaven. Hier machen wir am Steg fest. Das Anlegemanöver klappt so halbwegs. Allerdings gibt es wieder ein Kommunikationsfehler, der dazu führt, das Christoph die Leine fiert anstatt sie dicht zu holen. Doch es passiert nix schlimmes und nach ein paar Minuten sind wir fest. Noch ein wenig Leinenarbeit und das Schiff liegt sauber am Steg.

Wir gönnen uns einen Anleger. Da nur noch eine Dose Bier an Bord ist, gibt es halt einen Bacardi-Cola und für Peter für sein gutes Anlegen die letzte Dose Bier.
Carsten und meinereiner machen sich auf zum Super De Boer (hat im übrigen jeden Tag von 8-20Uhr auf, Do. bis 21Uhr) und besorgen Milch, ein wenig Käse, 2 Flaschen Wein und das wichtigste, einen Kasten Grolsch.

Zurück am Schiff sind die Bratäpfel schon fertig. Direkt nach dem Genuß derselben bereitet Peter das Abendessen vor und ich den Nachtisch. Es gibt Rosenkohlauflauf mit Gehacktem und als Nachtisch Mouse weiß/schwarz mit Erdbeersoße. Alles schmeckt wieder super gut. Ja, man könnte sich über alles Beschweren, aber sicher nicht über das Essen.

Wir sind alle ziemlich platt nach diesem Tag und so wird es schnell ruhig auf dem Schiff. Ich dusche noch, brauche dafür aber nicht das Schiff zu verlassen, da der Container mit den Toiletten und Duschen noch zu hat. Auch hier geht die Vorsaison erst am 01. April los. So können wir wenigstens hoffen, das morgen früh der Container auf ist.

Freitag, den 01.04.2011 Harlingen - Lemmer
bedeckt, SW5-6, später abflauend auf SW2, 14° 44,6sm/8:31h
Hafen Name Liegegeld Strom Duschen Bemerkung
Lemmer Maronierwerft ?? Euro ja ja Base von Thinius.

Diesmal bekommen wir die 8-9-10-Regelung perfekt hin. Wir rufen sogar vorher noch die Brücke an und fragen, wann geöffnet wird. 5 Min. ist die Antwort. So schmeißen wir die Leinen los und Christoph tuckert ein wenig durch den Hafen. Ich zeige wieder den Trick mit dem rückwärs zum Wind liegen. Ist doch echt entspannend. Dann schnell auf dem Teller gedreht und schon geht es durch die offene Brücke raus in den großen Vorhafen.
Wir setzen keine Segel, den die nächsten 2 Stunden geht es in einem schmalen Fahrwasser gegenan. Und auf einer Breite von 50m zu kreuzen tun wir uns nicht an.
So bringen wir die 10 sm bis Kornwederzand schnell hinter uns. Hier lege ich mich nur mit dem Bug an den Steg. Easy. Da wir uns nicht angemeldet haben, bleibt bei der 1. Brückendrehung unsere Seite auf rot. (obwohl wir mit 6kn Richtung Brücke donnern). Also wieder zurück. Lecker Tomatensuppe genießen und anschließend die Brücke rufen. In 15 Min. dreht die Brücke erneut. So die Antwort vom Schleusen- und Brückenchef. Wir schmeißen die Vorleine los, als die Brücke sich dreht und bald darauf zeigt unsere Seite auch grün. Das kleine Schiff hinter uns wird aber nicht mehr durchgelassen. Das kenne ich aber anders.
Wir tuckern bis in die Schleuse und auch hier funktioniert das Anlegemanöver super gut. Man merkt, das Team ist inzwischen eingespielt und so funktionieren die Manöver immer besser.

Kaum aus der Schleuse raus drehe ich auch schon unser Groß raus. Nur wenige Augenblicke folgt die Genua und noch vor dem Verlassen des Schleusenvorhafens können wir die Maschine ausmachen und segeln hoch am Wind Richtung Stavoren. Wir brauchen nur einen Kreuzschlag und können uns anschließend gut von der VZWest freihalten.

Kaum haben wir die VZZuid passiert gehen wir auf 1/2-Wind und sausen Richtung Lemmer. Doch irgendwann wird der Wind immer schwächer. Doch noch haben wir 3-4kn Fahrt im Schiff und können so bis 200m vor dem Steg von Andreas segeln. Das Boot ist schon optimal für das Anlegemanöver vorbereitet und Peter fährt es absolut sauber. Schnell kommen alle Leinen über, werden belegt, die Fender fliegen von Bord und auch das Stromkabel wickelt sich fast von alleine aus. So muß es sein.

Der Empfang durch Helge ist ein wenig frostig. Scheinbar wusste keiner mehr, das ich erst am Samstag zurück kommen wollte. So hat man versucht, mich zu erreichen. Was Dank meiner neuen Holland-Telefon-Nummer nicht möglich war. Shit happend.

Ich übergebe die nicht mehr so kurze Mängelliste der Cassiopeia Claus von der Base. Dann fange ich an zu kochen. Es gibt Lachsnudeln. Ich nehme als Gewürz etwas von Christians scharfer Thai-Currypaste. Gibt dem Gericht eine nette Schärfe. Alle sind begeistert.

Wir sitzen noch lange zusammen, vernichten die übrig gebliebenen Alkoholica (nicht mehr so viel :-( und reden über den Törn. Morgen wird noch einmal ein wenig geübt und dann geht es schon nach Hause.

Samstag, den 02.04.2011 Lemmer - Viersen
sonnig, SW3 - SE3, 15° 225km/2:30h

Heute schlafe ich doch tatsächlich länger und werde erst durch meinen auf 8 Uhr eingestellten Handy-Wecker wach. Wetter brauchen wir nicht mehr wirklich zu hören. Heute stehen max. noch ein paar Hafenmanöver auf dem Programm.

Doch zuerst gibt es ein letztes Frühstück an Bord. Der Service von Andreas, am Samstag frische Brötchen für alle Charterer zu besorgen, ist klasse und kommt gut an.
Nach dem Frühstück klaren wir das Schiff auf. Jeder packt seine persönlichen Klamotten und schafft sie schon einmal zum Wagen. Dann werden die restlichen Vorräte verteilt bis alle Schapps leer sind.

Es ist erst 1/2 11 als die letzte Klappbox von Bord geschafft wird. Zeit genug, noch ein paar Manöver zu üben. So legt Christoph mit Hilfe der Vorspring ab und wir fahren noch ein paar Manöver. Vorwärts in die Box, rückwärts wieder raus (geht ja auch nicht anders ;-), wenn man vorwärts rein gefahren ist.)
Wir gehen einmal rückwärts an ein Tankschiff, das hier auf Reede liegt. Alle Manöver klappen bestens. Selbst das Einfangen eines Dalbens mit anschließendem Verholen in die Box, wie es im Yacht-Manöver-Buch beschrieben steht funktioniert.

Viel zu schnell ist es 12 Uhr und ich habe die Ehre, das letzte Anlegemanöver zu fahren. Leider bin ich etwas zu schnell und so muß ich das Manöver abbrechen und einen 2. Anlauf nehmen. Der funktioniert und so liegt die Cassiopeia wieder sicher in ihrer Box.

Es gibt noch ein Gruppenfoto und einen Kibbeling in Lemmer. Ist schon fast Tradition. Um 1/2 2 sind wir schon auf der Autobahn und nach 225 ereignislosen Kilometer setzt mich Peter vor meiner Haustüre ab und der 1. Törn 2011 ist zu Ende.

Resümee

Der Törn hat wieder allen super gut gefallen. So gut das sich alle wieder für den Novembertörn angemeldet haben. Damit habe ich schon ein Schiff zusammen und werde versuchen, die Nilfried II zu bekommen.
Ich hoffe, jeder hat etwas gelernt und fühlt sich jetzt bei Manöver etwas sicherer. Wir haben allerdings in dieser Woche 205 sm geschafft. Das ist viel und sagt auch aus, wir sind viel gesegelt und haben nicht nur Manöver gefahren. Aber es soll ja auch Spaß machen.

Wie immer noch etwas Statistik: Wir haben insgesamt 205 sm geschafft. Davon 164 unter Segel. Das sind 80%, ein sehr guter Wert.
Wir waren 43,6 Stunden unterwegs. Das ergibt eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 4,7 kn. Auch nicht schlecht. Jeden Tag waren wir im Mittel 6:12h unterwegs und haben 29,2 sm zurück gelegt.

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