England 2004

Törn nach England September 2004


Abendstimmung in Stavoren

Nachdem Peter mich beim 1. England-Törn "vergessen" hat, klappt es nun doch noch. Wir segeln mit der Jonathan, einer Hallberg Rassy 352, über den englischen Kanal nach Großbritannien.

 

Hier die Törndaten:

Start/Ziel: Goese Sas
Skipper: Peter (Eigner)
Crew: Charly, Doris und Rudi
Schiffsname: Jonathan
Schiffstyp: Hallberg Rassy 352
Vercharterer: Peter (Eigner)
Basishafen: Goese Sas
Zeitraum: 7 Tage
Zeitpunkt: 11. - 18.09.2004
Kosten: 250 Euro
zzgl. Anreise u. Bordkasse (141 Euro)

Unsere Route:

Tag Ziel Hafen/Bucht SM Zeit unter Segel
Bemerkung
01. Woolverstone Hafen 105 25:30h 70
Woolverstone ist eine einfache Marine fast am Ende des Rivers Orwell. Liegeplatzgebühren für eine HR 352 19 Pfund (ca. 30 Euro). Die Duschen sind wie in England üblich im Preis enthalten. Diese bekommen von mir auch die Note 2+. Eine 1/2 Stunde Fußmarsch entfernt liegt das geschichtsträchtige Dorf Pin Mill. Der Trampelpfad dorthin führt einem wunderschön am Fluß entlang
02. Woodbridge Hafen 22 4:59h 17
In Woodbridge liegen wir in einem Tiden-Harbour. Der Betondrempel an der Einfahrt ist sehr hoch und so muß man genau rechnen, wann man hier ein- oder auslaufen kann. Hier steht auch eine der wenigen noch funktionsfähigen Tiden-Mühlen Englands. Seit 900 Jahren versieht sie ihren Dienst. Auch hier zahlt man 19 Pfund (ca. 30 Euro). Allerdings muß man 22 Pfund für einen Stromadapter hinterlegen. Dies geht allerdings auch per Kreditkartenbeleg, der bei Rückgabe zerissen wird. Die sanitären Anlagen bekommen von mir die Note 3.
03. Wolderingfield Mooringfeld 2,5 0:30h 0,0
Im einem Mooringfeld mitten im Fluß zu liegen hat was. Sanitäre Anlagen gibt es natürlich nicht, abgesehen von der Toilette des Pubs am Ufer. Dort scheint man auch gut essen zu können. Wir haben allerdings an Bord gespeist. Der Eigner der Mooring kam am nächsten Tag pünktlich zum Ablegen. Perfektes Timing.
04. Southwold Hafen 33,3 08;12h 25,3
Im River Blyth gibt es keine Bojenfelder. Dafür hat man ein Sammelsorium von Stegen, die in einem kleinen Schwimmsteg enden. Meistens sind die Boote größer als der Steg, so das lange Vor- und Achterleinen bis ans Ufer reichen.
Wir lagen an einer kleinen Holzpier direkt gegenüber dem örtlichen Segelclub und dem Pub. Auf den Toiletten die zum Hafen gehören war ich nicht. Allerdings entschuldigte sich die Dockmasterin bereits vorher, das es Toiletten fur Fischer wären. Dies bedeutet wohl, das sienicht sehr sauber sind. Ich konnte die Toiletten des Pubs benutzen und laut unserem Skipper kann man sich als Gast im Segelclub einschreiben, so das man auch deren Einrichtungen benutzen kann.
Die Hafengebühr für unsere HR betrug 14,90 Pfund (ca. 22 Euro). Dazu kommt Strom für 2,40 bei "normalem" Verbrauch (nochmals 3,60 Euro). Bei "hohem" Verbrauch steigt die Pauschale auf 6.80 Pfund
Man muß beim Belegen der Leinen auf die Tide achten. Außerdem kentert alle 6 Stunden der Strom und belastet dann das andere Paar Leinen.
05. Goese Sas Hafen 107,0 18:17h 77,0
Heimathafen der Jonathan. Liegt direkt hinter der Schleuse im Kanal nach Goes.

Der Törn aus kulinarischer Sicht:

Tag Essen Kommentar
01. Paprika-Salat, anschließend Omelet mit Zwiebeln und Pilze Eigentlich sollte es ein griechischer Salat werden. Aber leider fehlten einige Zutaten. Macht aber nix, da ich das Abendessen eh nicht genießen konnte. Die unangenehme Nordseewelle forderte bald ihren Tribut.
02. Steak für Skipper und mich, Fisch für Doris & Rudi Wir essen im Pub in Pin Mill. Nach der langen Überfahrt freue ich mich richtig auf ein gutes, heißes Essen. Das Steak ist gut und laut Doris & Rudi der Fisch auch.
03. Lachs mit Nudeln Unser Skipper kocht heute. Es gibt Lachs und Fisch(?) in einer leckeren Soße im Backofen gegart. Dazu leckere Bartolli-Nudeln.
04. Mousaka a la Charly Schon am Nachmittag im Hafen bereite ich die Mousaka vor. Sie besteht aus Zwiebeln, Aubergine, Zuchini, Tomaten, Paprika, Kartoffeln, Schafskäse und diesmal sogar mit Gehacktem. Alles bis auf die Tomaten wird nach und nach angebraten und dann in einer Auflaufform geschichtet. Ab in den Ofen und nach 20 Min. kann man schon genießen. Die Kartoffeln werden natürlich gekocht (ca. 10 Min.) und nicht gebraten.
05. Sahnehering mit Pellkartoffeln Die Sahneheringe von Bruckmer sind wirklich lecker. Verfeinert mit kleinen Apfelstückchen braucht man nur noch Pellkartoffel dazu und fertig ist eine wirklich leckere Mahlzeit.
06. Lammkotelet in Rosmarinsoße, Kipfilet auf portugisisch und einen ganzen Topf Fisch Beim Portugiesen in Zierikzee hat es sehr gut geschmeckt. Meine Lammkoteletts in Rosmariensoße waren super, ebenso wie das Kipfilet vom Skipper. Doris & Rudi haben wieder "Fisch satt" bekommen. Auch sehr lecker.

Hier mein Web-Fotoalbum mit schönen Bildern vom Törn

 

Freitag,20.08.2004 Viersen - Kortgene
- 265 km/3:00h

Gestern habe ich schon das meiste gepackt. Mein Seesack ist wieder gut gefüllt. So geht es heute noch an die Tanke. Da wird einem immer schlecht wenn man sieht wie schnell sich die Euroscheibe dreht. Dann noch schnell den Einkaufszettel der bei der letzten Törnbesprechung fest gelegt wurde abhaken und schon geht es los Richtung Holland. Kurz nach der Grenze zu Belgien ist die Autobahn gesperrt was mir einen Umweg von 40 km einbringt.
Bei Mama gibt es lecker Sauerbraten. Die ganze Strasse hat schon geschnuppert und es war klar, Mama bekommt Besuch.

Dann noch einen Absacker, kurz durch die Programme gezappt und dann schlummert man ein und träumt von Wind und Wellen.

Samstag,21.08.2004 Kortgene - Kanal

Sas van Goes, Liegeplatz der Jonathan

Heute morgen werde ich durch das Trommeln des Regens auf unser Caravandach wach. Da meldet sich direkt ein Bedürfnis. Gottseidank hat der Caravan eine Toilette und so krieche ich noch mal kurz unter die Decke. Dann geht es duschen und zum Frühstück gibt es frische Brötchen und ein leckeres Ei.

Punkt 1/2 12 treffen ich mich mit Peter und dem Rest der Crew in Sas von Goes. Dann geht es ans einladen. Nachdem alles verstaut ist und tausend Kleinigkeiten in den Schapps der Jonathan verschwunden sind wird uns alles an und um die Jonathan erklärt. Da Rudi und Doris ein eigenes Schiff haben und ich doch recht häufig chartere, erkennen wir vieles auf Anhieb.

Um 1/2 3 legen wir ab und verholen erst einmal zur Tankstelle Die Jonathan ist sehr durstig und so verschwinden fast 170l Diesel in ihren Tanks. Für ein Segelboot hat die HR von Peter riesige Tanks. Insgesamt 260 l Diesel kann sie bunkern und 300 l Wasser passen in ihren Bauch. Beachtlich.
Dann geht es durch die Schleuse auf die Oosterschelde. Leider können wir nicht segeln und so setzen wir das Groß nur als Stützsegel und motoren bis zur Brücke.
Beim Vorbereiten des Abendessens stellen wir fest, das leider kein Gemüse eingekauft wurde. Und so gibt es statt des geplanten griechischen Salates einen einfachen Paprika- Champignonsalat und danach Rührei. Die Öffnung der Brücke verpassen wir nur um 5 Min. und so üben wir das neue Quickstop-Manöver mit dem man einen Überbordgegangenen schneller wieder an Bord nehmen kann. Dann geht es durch die Brücke und endlich können wir alle Segel setzen und in rausche Fahrt geht es zur Roompot-Schleuse. Vor der Schleuse rammt uns fast ein Fischer der mit unverminderter Fahrt auf uns zuhält. Dabei war nach Steuerbord genügend Platz. Er verfehlt uns nur um wenige Meter. Danach dreht er beleidigt ab und verschwindet in der Hafenausfahrt. In der Schleuse darf ich mein erstes Manöver fahren und auch ich bekomme die Jonathan ohne einen Kratzer an die Schleusenwand.
Dann geht es hinaus auf die Nordsee und da ich die 2. Wache habe, lege ich mich früh hin.
Beim Wachantritt erwischt mich die Seekrankheit und so verliere ich erst einmal das leckere Abendessen. Danach geht es etwas besser und bald sind auch die 3 Stunden vorbei. Saukalt ist es nur in der Nacht. Da wünscht man sich einige tausend Kilometer weiter südlich.

Sonntag, 22.08.2004 Kanal - Woolverstone
NW3 - SW4-5 105(35)sm/25:30 h

Um 5 zupft mich jemand am Zeh! Aufstehen, deine Wache fängt an! Was wo wie wann? Ach ja, wir sind ja noch immer auf dem Kanal unterwegs. Jetzt weiß ich auch warum mein Bett so schaukelt und mir so übel ist. Mit einer Stunde Verspätung kann ich dann endlich meine Wache antreten und so darf ich in den Morgen segeln. Ich überziehe meine Wache um fast 2 Stunden, doch dann erwischt mich das Sandmännchen und ich verkrieche mich in meine Koje und bin kurz darauf fest eingeschlafen

Man lässt mich die nächste Wache schlafen und weckt mich erst wieder zum Landfall in Harwich.

Lotse

Nein, der Lotse, der uns in der Bucht vor Harwich entgegen kommt ist nicht für uns. Hier kommen viele große Hochseeschiffe an. Wir werden Zeuge, wie eines hier in den Container-Hafen einläuft und von 2 Schleppern an den Liegeplatz bugsiert wird.

Wir segeln bei auflaufendem Wasser den Fluß Orwell hinauf. Da Sonntag ist, sind viele Segler unterwegs. Ein für mich völlig ungewohntes Bild sind die vielen Segelschiffe, die Back- und Steuerbord neben dem Fahrwasser an Moorings liegen. Oft sind es auch große Mooringfelder durch die man einfach durchfährt.
Ich darf noch ein wenig steuern und vor der Marina holen wir die Segel runter. Das Anlegemanöver fährt Peter selber und so liegen wir ein paar Min. später sicher am Steg. Nachdem wir das Boot aufgeklart haben und die Spuren der letzten Nacht beseitigt sind, gönnen wir uns einen Anleger auf die gelungene Kanalüberquerung.

Dann geht es erstmal unter die warme Dusche. Nach so einer Nacht im Regenzeug hat man den Eindruck wie ein Iltis zu stinken.

Zum Abendessen laufen wir in den geschichtsträchtigen Ort Pin Mill Der 1/2 stündige Fußmarsch dahin führt sehr idyllisch am Fluß entlang. Das Essen ist gut, das Steak vom Skipper und mir mit leckerer Pfeffersoße schmeckt hervorragend.. Genauso wie der fritierte Fisch von Doris und Rudi,
Doch die Nacht steckt allen noch in den Knochen und so geht es schnell wieder zurück. Auf dem Schiff genehmigen wir uns noch einen Absacker, dann fallen alle müde ins Bett.

An Englands Ostküste zahlt man für ein Schiff mit 35" ungefähr 20 Pfund, das sind umgerechnet 29 Euro. Ja, man merkt GB ist noch nicht in der Währungsgemeinschaft. Dafür kann man allerdings in den Einkaufswagen 1 Pfund oder 1 Euro stecken, immerhin der 1. Schritt.
Für den Preis sind die Duschen inklusive. Dies ist anders als in Holland und scheinbar in ganz England so. Hier in der Woolverstone Marina sind die sanitären Anlagen sehr gut. Allerdings sind die Räume mit einem Pincode gesichert, den man bei der Anmeldung beim Dockmaster erfährt.

Montag,23.08.2004 Woolverstone - Woodbridge
SE5 22(5) sm/4:59h

Hier in den Revieren fährt man nach der Tide. Peter errechnet für uns eine Abfahrtszeit von 12:45h. So haben wir reichlich Zeit und schlafen richtig aus. Um 1/2 10h stehe ich auf und koche erstmal einen Kaffee. Dann geht es wieder zu den super Duschen und danach warten schon frisch aufgebackene Brötchen auf mich. Heute morgen ist das Wetter nicht so freundlich. Eine Regenfront nach der anderen zieht durch. Beim Ablegen wird der Himmel allerdings schon etwas heller. Ich gehe das Risiko ein und ziehe keine Regenklamotten an. Wie sich später zeigt behalte ich recht. Der Himmel klart immer weiter auf und bald ist der Himmel blau und die ersten Tuben Sonnenmilch werden gebraucht. Pünktlich legen wir ab. Leider können wir nur ein kurzes Stück segeln und müßen bis an der Mündung vom Fluß gehen den Wind motoren. Dann können wir mit einem herrlichen Raumschot-Kurs an der englischen Küste entlang segeln. Wir segeln ca. 6 sm an der Küste entlang und schlängeln uns danach den Fluß Deben hoch bis nach Woodbridge. Dabei muß man manchmal über 90° den Kurs ändern. Mit einer Fahrt von über 7 kn geht es den Fluß hoch. Ab und zu steuern wir mitten durch eine Mooringfeld. Dies sieht so ganz anders aus. Richtig schön. Wir übersehen keine Tonne und pünktlich zur berechneten Zeit stehen wir vor der Barre des Tidemill Yacht Harbour. Hier machen wir an einem Schwimmsteg fest. Selbstverständlich hat uns Peter vorher per Funk angemeldet. So wissen wir schon, in welche Box wir müssen und auf welcher Seite der Steg ist. Peter bringt die Jonathan sicher an den Steg und so endet ein wunderschöner Segeltag. Nachdem das Schiff aufgeklart ist genehmigen wir uns einen Anlieger. Danach maschiere ich zum Dockmaster unser Liegegeld zu bezahlen und den Adapter für den Landstrom zu besorgen.
Wir genießen noch den Sonnenschein und danach macht Peter seinen Lachsauflauf mit Nudeln. Mmmmhh sehr lecker. Danach spüle ich schnell und so lassen wir bei einem Bier und einem Bacardi-Cola den Tag ausklingen. Naja, es können auch 2 oder 3 gewesen sein, den auf einmal ist es 2 Uhr und keiner weiß genau, wo die Zeit geblieben ist. Schnell habe ich mein Bett im Salon gemacht und kurz darauf schlummer ich friedlich.

Hier in Woodbridge sind die Duschen einfacher und nur in Portakabinen untergebracht. Aber sie bekommen trotzdem die Note 2, da sie sauber sind und reichlich warmes Wasser geben.

Dienstag, 24.08.2004 Wolderingfield
- 2,5(2,5) sm/0:30h

Heute haben wir viel Zeit. Erst um 19.00h ist das Wasser so hoch das wir den Tiden-Harbour verlassen können. So lassen wir es sehr gemütlich angehen und frühstücken ausgiebig. Es gibt Ham and Eggs and Beanes. Es ist schon fast ein kleiner Brunch. Dann gehen wir in den Ort, schießen wie wild Erinnerungsfotos und kaufen dabei auch die noch fehlenden Lebensmittel für die Mousaka. Ich bereite diese zusammen mit Doris vor und dann ist es auch schon fast 7 und wir bereiten uns auf das Ablegen vor. Da immer wieder dunkle Wolken zu sehen sind, ziehe ich meine Regenmontur an. Peter schickt mich zum Ablegen auf den Steg, ich soll den Bug vom Steg abhalten und am Ende des Fingerstegs wieder an Bord kommen. Und so nimmt das Unglück seinen Lauf. Ich verfehle die Want knapp und erwische nur eine Relingsstütze. Diese ist meinen 110 kg nicht wirklich gewachsen und als ich sie knirschen höre. lasse ich lieber los und plumpse ins Hafenbecken. Direkt sind helfende Hände da, die mich aus dem Wasser ziehen. Und außer das ich naß geworden bin ist mir nichts passiert. Ein paar Minuten später stehe ich naß wie ein Pudel auf dem Steg und warte darauf, das die Jonathan wieder anlegt und mich aufnimmt.
Vom Skipper werde ich dann direkt unter Deck geschickt, erst einmal die nassen Klamotten los werden. Doris und Rudi hängen meine pitschnassen Sachen auf und 5 Min. später melde ich mich umgezogen wieder zum Dienst.

Wir haben es aber nicht weit und nach 2 1/2 sm angeln wir uns eine Mooring und legen uns dicht neben dem Fahrwasser. Wir machen das Dinghi klar und genießen erst einmal die Mousaka. Der Koch wird über alles gelobt, dabei ist eine Mousaka nicht wirklich schwer zu machen. Nach dem Aufklaren nehmen wir das Dinghi und tuckern damit ans Ufer zu einem Pub. Dort trinken wir in Ruhe etwas und um 11 Uhr machen wir uns wieder auf zum Schiff. Dort quatschen wir uns bei Campari-O, Bacardi-Cola, Bier und Erdnüssen wieder fest und schließen die Runde erst nach 1 Uhr morgens. Ich schreibe noch meinen Törnbericht und verkrümmel mich dann auch in meinen Schlafsack. Die Nacht über kentert der Strom aber wir liegen hier an der Mooring im Wolderingfield sicher. Beim Anlegen haben wir eine Höhe der Gezeit von 2,5m. Dies ist wichtig, da wir nur dann wissen, wir brauchen eine Wassertiefe von 4 m oder mehr um auch noch bei Ebbe zu schwimmen.

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Mittwoch, 25.08.2004 Wolderingfield - Southwold
W-NW2-4,später bis W7 33,3(8)sm/ 08;12h

Heute morgen werde ich um 1/2 7 wach und kann mich noch mal umdrehen. Der Tag soll erst um 1/2 8 mit Wecken beginnen und um 9 wollen wir ablegen. Um 7 stehe ich auf und koche erst einmal Tee und Kaffee für alle. Dann kommt so langsam Leben ins Schiff und um 8 sitzen wir alle mit frisch aufgebackenen Brötchen am Frühstückstisch. Während Rudi und Doris das Chaos unter Deck beseitigen, holen Peter und ich das Dinghi rein, machen es sauber und verstauen es wieder in die Backskiste.

Perfektes Timing. 1 Min. nachdem wir die Mooring los geschmissen haben kommt der Eigentümer mit seinem Boot an.
Rudi bringt uns aus dem Fluß und dann können wir endlich wieder segeln. Mit einem 2fach gerefftem Groß laufen oder besser schleichen wir Richtung Norden. Wir dürfen nicht so schnell sein, den wir können erst um 6 Uhr abends über die Barre in den Fluß.
Um 12 Uhr haben wir den Leuchtturm Orfordness quer ab. Inzwischen haben wir einen Teil der Genua dazu genommen und rauschen mit 6 kn unserem Ziel entgegen.

Von Westen kommen ein paar dunkle Wolken, die viel Wind und natürlich auch viel Regen mit bringen. Ich habe mich gerade noch rechtzeitig in meine Regenklamotten gezwängt. Unser Windmesser steigt schnell auf 6 Bft. und schon prasselt der Regen los. Wie weg gewischt ist der blaue Himmel und auch das Ufer verschwindet in einer Regenfront. ich halte tapfer durch und bald darauf können wir zumindest das Ufer wieder sehen und die Regenjacke wieder ausziehen.
Rudi erinnert daran das er noch gerne das Quick-Stop üben möchte. Also schmeißen wir die Pütz an einem Fender gebunden ins Wasser und ziehen unkontrollierte Kreise um den Fender. Man merkt das es gar nicht so einfach ist, neben der Boje zum stehen zu kommen. Meistens hat man noch 1 oder 2 kn Fahrt im Schiff. Dies würde eine Aufnahme der Person mit Sicherheit verhindern.

Dann nehmen wir wieder Kurs auf Southwold und gegen 6 machen wir im River Blyth längsseits an Dalben fest. Nach 8 Std. 12 Min. und 33,3 sm haben wir unser Tagesziel erreicht. Hier bleiben wir bis morgen abend und starten von hier die Fahrt zurück nach Holland.

Hier im River Blyth gibt es keine Mooringfelder. Dafür gibt es alle paar Meter einen Holzsteg aufs Wasser hinaus, der auf einem kleinen Schwimmsteg endet. Dort liegen die Boote und ragen oft vorne und hinten über den Steg hinaus. Dann sind die Vor- und Achterleinen an Land befestigt.
Wir legen nicht sehr gut an einem kleinen Holzsteg, der leider fest ist. So werden wir über Nacht ein paar mal die Leinen verändern müssen.
Peter, Doris und Rudi gehen noch in den Pub direkt gegenüber unserer Anlegestelle. Ich bleibe auf dem Schiff und... schreibe wie immer meinen Törnbericht.

Donnerstag, 26.08.2004 Southwold - Kanal
W4, später erst abflauend, dann auffrischend auf W5

Leuchtturm von Southwold

Wir starten erst heute abend die Rückfahrt nach Holland und so können wir nach dem Frühstück in Ruhe den Ort Southwold erkunden. Ein nettes kleines englisches Hafenstädtchen. Ein Besuch lohnt sich auf jedenfalls. Nach einem ausgiebigen Spaziergang kehren wir zum Schiff zurück, genießen eine leckere Hühnersuppe und machen uns für die Überfahrt bereit. Rudi und ich bekommen die 1. Wache von 8 - 11, Peter und Doris übernehmen die 2. Wache von 11 - 2 Uhr. Dann bin ich wieder dran und darf von 2 - 5 wieder Wache schieben. Bei der nächsten Wache ist es dann schon hell und wir haben das größte Stück hinter uns. Von hier bis Roompot sind es 92,5 sm.

Pünktlich um 17.00h legt Peter ab und schon ein paar Minuten später verlassen wir die Southwold Marina und den River Blyth. Bei einem schönen 4er SW-Wind können wir mit einem Reff Richtung Roompot segeln. Doch bald wird der Wind immer schwächer und auch ohne Reff sind wir nicht schnell genug. So nehmen wir wie auf der Hinfahrt die Dieselgenua zur Hilfe. So beginnt und endet meine Wache mit dem brummen des Dieselmotors.

Freitag, 27.08.2004 Kanal-Sas van Goes
SW3,später auffrischend auf 7-8 107(30)sm/ 18:17h

Jemand ruft meinen Namen Wieder diese Orientierungsprobleme. Doch schnell werde ich wach. "Noch 10 Min. bis zu deiner Wache" höre ich aus dem Cockpit. Aber was ist los? Das Schiff wiegt sich in den Wellen. Man hört das Pfeifen des Windes, aber keinen Diesel. Dann habe ich es doch nicht geträumt. Der Wind ist da und unter einem Reff und voller Genua prescht die Jonathan bei 6 Windstärken über den Kanal. Es ist 2 Uhr morgens und meine 2. Wache fängt an. Der Schluck Rum in meinen Tee zu Beginn meiner Freiwache hat mich gut schlafen lassen und so setze ich mich ausgeruht hinter das Rad.
Rudi und Doris sind die ganze Zeit oben geblieben und werden wohl auch den Rest der Nacht hier verbringen. Mir macht die Schaukelei unter Deck nach einer Woche nicht mehr soviel aus, wenn ich auch nicht stundenlang unten arbeiten möchte. Aber schlafen geht gut und auch das Aufstehen und Anziehen läßt bei mir keine Übelkeit aufkommen.

So sitze ich mit Rettungsweste und angeleint (dies ist bei Peter nachts auf der Nordsee Pflicht) die nächsten 3 Stunden am Roar. Der Wind frischt immer mehr auf und am Ende sausen wir mit einem echten 7er durch die Nordsee.
Kurz vor Ende meiner Wache beschließt Peter das 2. Reff zu stecken und die Genua zu verkleinern. Leider muß man zum Reffen auf der Jonathan aufs Vorschiff. Nachts und bei dem Wind immer eine heikle Sache. Beim Anluven wird dann auch Peter ein paarmal kräftig geduscht, aber ansonsten geht das Manöver gut über die Bühne. Einzige Verlustmeldung ist das Käppi von Rudi, das ihm der Sturm vom Kopf reißt. Im dunkeln und bei 7 Windstärken macht es nicht wirklich Sinn, danach zu suchen und so schreiben wir es direkt auf die Verlustliste.

Ich versuche mir vorzustellen, jetzt ginge jemand über Bord. Ein schrecklicher Gedanke. Und seine Chancen aus dieser Lage lebend wieder raus zu kommen sind wirklich minimal.
Ich bleibe dabei: Man sollte jedem eindringlich klarmachen, Wer über Bord geht ist tot; also unter allen Umständen vermeiden außenbords zu gehen. Die ganzen Manöver wiegen einem in eine falsche Sicherheit. Genau wie der Name Rettungsinsel. Man sollte immer bedenken, mit so einem kleinen aufgeblasenen Schwimmkörper ist man weiter von einer Rettung entfernt als vor dem Verlassen des Schiffes. Auch die Überlebenschancen sinken recht schnell.
Doch bei uns geht alles gut uns so stehen wir kurz vor 8 vor der Schleuse. Obwohl meine Wache wieder begonnen hat bleibt Peter am Steuer und kurz darauf können wir im Schleusen-Vorhafen die Segel bergen und schleusen dann in die Oosterschelde. Dann pustet uns der Sturm und der Strom Richtung Zierikzee. Jetzt stellt Peter den Rekord für diesen Törn auf. 8.2 kn über Grund.

Weil wir befürchten, das es evtl. morgen noch heftiger wird und dann die Brücke nicht mehr geöffnet wird, ändern wir unser Tagesziel und laufen nach Sas van Goes weiter.
So wird es halt nix dem dem Portugiesen. Dafür können wir hier auch etwas nettes Essen gehen.

Im Hafen angekommen ist die Box von Peter besetzt, so gehen wir an der Tanke längsseits.
Der Versuch, den Fäkalientank abzusaugen mißlingt aufgrund einer defekten Pumpe. So bleiben wir hier erstmal liegen und genießen Kaffee und Kuchen während es draußen immer noch heult und regnet.
Dann fallen allen außer mir die Augen zu und 10 Min. später sitze ich alleine im Schiff und..... schreibe natürlich an meinem Törnbericht.

Um 17.00h kommt leben ins Schiff. Wir machen uns alle frisch und dann kommen wir doch noch zum Portugiesen. Hier im Hafenrestaurant ist eine geschlossene Gesellschaft und so fährt uns Rudi nach Zierikzee.
Dort genieße ich lecker gegrillte Lammkotelet, Peter genießt ein Kipfilet, Doris und Rudi bekommen einen ganzen Topf mit Fisch. Eine Stunde später sind wir alle wieder satt und zufrieden.
Wir schlendern noch durch den Hafen den in Zierikzee sind gerade Hafentage. In 6er Päckchen liegen die Schiffe hier.
Dann geht es zurück und bald darauf sind wir wieder auf der Jonathan und nach einem kleinen Gute-Nacht-Glas fallen wir alle in die Kojen. Für Peter, Doris und Rudi war es eine lange Nacht und ein langer Tag ohne richtigen Schlaf. Peter hat als Skipper eigentlich immer nur kurz geschlummert, Doris und Rudi haben die ganze Überfahrt im Cockpit zugebracht. Mir ging es bei diese Überfahrt blendend. In meiner Freiwache bin ich immer direkt nach unten und habe fest geschlafen. Auch schlecht war mir nicht.

Samstag, 28.08.2004 Sas van Goes - Kortgene
- 0 sm/0:00h

Heute frühstücken wir das letzte Mal. Dabei lassen wir die Segel trocknen, den der Wind hat sich gelegt. Wir packen unsere Klamotten zusammen und schleppen diese schon zum Auto.
Dann verlegen wir die Jonathan in ihre Box und jetzt heißt es Abschied nehmen. Ich fahre nach Kortgene zu meiner Mutter. Dort erwartet mich mein Spatz. Das Wetter zeigt sich noch mal von seiner besten Seite und so beschließen wir, zum Hafenfest nach Zierikzee zu fahren. Bei dem schönen Wetter ist es proppevoll. Wir genießen noch ein Bier beim Portugiesen und dann fahren wir nach Colijnsplaat zum Muschelessen. Für 15 Euro bekommen wir einen großen Topf Muscheln mit einem Teller Pommes und reichlich Salat. Lecker!
Dann ist auch dieser Tag schon zu Ende.

Sonntag, 29.08.2004 Kortgene - Viersen
- 225 km/ 02:30h

Heute geht es endgültig nach Hause. Zuerst schreibe ich meinen Törnbericht zu Ende und als der Wind ein wenig abnimmt und Mona sich das Formel-1-Rennen anschauen möchte, bringe ich meine Jolle zu Wasser und segele noch ein wenig über das Veersemeer. Zuerst fallen die Manöver noch ein wenig hektisch aus, aber dann habe ich wieder alles im Griff und bis auf eine ungewollte Halse klappt auch alles prima. Beim Aussteigen nach dem Segeln werde ich aber nochmal richtig nass, denn das Wasser war noch etwas tief. Schnell wird noch die Koralle wieder verpackt und die Segel zum trocknen in Mamas Caravan gebracht. Und schon sind wir unterwegs nach Hause.