Törnbericht Ijsselmeer 2003

Törndaten

Crew: Charly Nicasius, Skipper
Peter Eicker, Co-Skipper
Sigi Eicker, Bordkasse
Mona Nicasius, Navigation
Schiffname Fratello
Schiffstyp Bavaria 36 (3 Kabinen-Version)
Vercharterer Thinius Charter (Andreas Kühn)
Törndauer 7 Tage
26.09 - 03.10.03
Törnkosten 1000 € Charter +
80 € Kautionsversicherung +
50 € Endreinigung +
63 € Motorbenutzung (21 Std. inkl. Diesel) +
200 € Bordkasse (pro Paar)
Seemeilen 125,4 davon 80 unter Motor

Hier mein Web-Fotoalbum mit schönen Bildern vom Törn

 

Freitag, 26.09.03 Viersen - Lemmer
250 km

Anreise nach Lemmer, Der Wagen von Sigi ist proppevoll, Zwischen Mona und Sigi im Fond liegt mein großer Seesack und so können die beiden sich fast nicht bewegen. Selbst ich sitze mit angezogenen Beinen auf dem Beifahrersitz, um mich herum jede Menge Gepäck. Wir übernehmen von Andreas die Fratello, eine 3 Monate alte Bavaria 36. Da die Reinigungstruppe noch nicht fertig ist, gehen wir den ersten Einkauf machen und kommen knapp eine Stunde später mit einem großen Einkaufswagen voller Vorräte zurück zum Steg. Das große Umladen beginnt und nach und nach verschwinden die großen Reisetaschen im Bauch der Fratello. Nachdem wir uns eingerichtet haben, treffen wir uns mit Tina und Rene, sowie seiner Crew in der Stadt. Rene hat sich fürs Wochenende auch eine Bavaria 36 geliehen. Im Cafe Restaurant Centrum wird für ein kleines Vermögen geschlemmt. Nach 3,4,5 Schneewitchen schwanken wir zu unserem Schiff.

Samstag, 27.09.03 Lemmer - Medemblik
E0-1, ab 14 Uhr Flaute, sonnig 17° 20,1 sm

Reparatur am Mast

Heute morgen mache ich eine gründliche Sicherheitseinweisung und verteile die Notrollen. Dabei stelle ich fest, das bei der Übergabe gestern nicht aufgefallen ist, das der Verklicker fehlt. Schnell zum Vercharterer und nach ein wenig moppern fährt dieser schnell in die Stadt und besorgt uns einen neuen. Dieser wird auch direkt montiert und dazu läßt sich der gute Mann von uns den Mast hochwinschen.

Dann bringe ich das Schiff aus dem Hafen und auf Kurs Medemblik. Das GPS ist programmiert und so kann ich das Schiff ruhig Peter überlassen und lege mich in den Salon. Mein Bein schmerzt sehr, ist dick und es bildet sich ein großer Bluterguß. Außerdem fühle ich mich fiebrig. Ob es etwas mit dem verkrampften Sitzen während der Fahrt zu tun hat? Ich weiß es nicht. Kurz vor Medemblik weckt mich mein Spatz, so das ich das Schiff sicher in den Hafen bringen kann. Rene kommt gleichzeitig mit uns an.

Medemblik hat 3 Häfen. Eine recht neue Buitenmarine, einen Hafen fast in der Stadt und den Pekelharinghaven, nach der Einfahrt backbord. Dort machen wir immer fest. Eine jugendliche Gruppe feiert zwar 2 Schiffe neben uns recht lautstark bis in den frühen Morgen, ich bin jedoch so müde, das ich sogar noch vor dem Abendessen in die Koje kriche. Obwohl man nach der Einfahrt Medemblik geradeaus vor der Brücke umsonst an den Kaimauern liegen kann, fahren wir aus Gewohnheit in den Pekelharinghaven. Der kostet zwar 15,40 €, die Duschen 1 €, aber die sanitären Einrichtungen sind sehr sauber und es gefällt uns hier.

Sonntag, 28.09.03 Medemblik - Hindeloopen
E3-4, diesig, Regenschauer 18 sm

Auch heute geht es mir nicht besonders gut. Meine Schmerzen bekämpfe ich inzwischen mit einem schönen Tablettenmix. Wie sich später heraus stellen wird, einer der wenigen Tage mit perfektem Segelwetter. So geht es erst mit 1/2-Wind und später hoch am Wind nach Hindeloopen, das wir in weniger als 3 Stunden erreichen.

In Hindeloopen kostet die Nacht 20 €, dafür sind die Duschen kostenlos. Es soll hier sogar eine Sauna geben, aber drin war ich noch nicht.

Montag, 29.09.03 Hindeloopen - Texel (Oudeschild)
kein Wind, starker Regen, später trocken und sonnig, 18° 21 sm

Bei strömenden Regen geht es los Richtung Kornwedersand. Es lohnt nicht, die Segel zu setzten. So sind wir 1 1/2 Stunden später durch die Schleuse und Drehbrücke raus auf die Waddenzee. Der Regen hat zwar aufgehört, jedoch kommt das bißchen Wind aus der falschen Richtung. So bemühen wir einmal mehr die Dieselgenua und motoren am Tonnenstrich entlang Richtung Texel. 18 Uhr machen wir im neuen Waddenhaven in Oudeschild auf Texel fest. Die Hafengebühren kann man hier nur mit einer EC oder Kreditkarte bezahlen. Insgesamt zahlen wir 80,40 € für 3 Tage inkl. Duschen. Wenn man hier die Hafengebühren bezahlt, bekommt man gegen ein Pfand von 10 € einen Schlüssel, auf dem 5 € Guthaben sind. Zum Duschen steckt man diesen in die dafür vorgesehene Halterung und es werden für jede 10 sek. warmes Wasser 3 Cent abgebucht. Das macht ~ 1 € für 5 Min. Ein normaler Preis. Ansonsten sind die sanitären Anlagen sehr sauber, da der Hafen gerademal 3 Jahre alt ist. Bei meinem 1. Besuch waren die Handwerker noch fleißig am Hafengebäude am werkeln. Wenn man in der Nachsaison jedoch die Insel mit Fahrrädern erkunden möchte, sollte man bis 10.30 Uhr beim Fahrradverleih gewesen sein. Ansonsten ist Essig mit Fahrrad fahren.

Dienstag, 30.09.03 Texel - Texel
sonnig 18° 0 sm

Heute legen wir einen Hafentag ein. Da es mir jedoch immer noch nicht so gut geht, bleibe ich an Bord und genieße die Ruhe während meine Crew Texel erobert. Was aufgrund der seltsamen Arbeitszeit des Fahrradverleihers per Bus erfolgen muß. Abends gibt's frische Muscheln für stolze 15 € im Hafenrestaurant. Sie schmecken ein wenig salziger als die rheinischen und werden wohl auch nicht mit soviel Pfeffer gemacht.

Mittwoch, 01.10.03 Texel - Den Oever - Texel
NE 3, sonnig, 17° 23,4 sm

Peter und Sigi

Dies wird der 2. schöne Segeltag unseres Törns. Früh morgens machen wir uns auf, um zuerst ein wenig gegen und dann später mit der Flut Richtung Den Oever zu segeln. Auf der Hälfte der Strecke wird das Fahrwasser so eng, das man wirklich nicht kreuzen kann. Ist auch viel zu gefährlich bei 2-3 kn Strom. Einmal kurz aus dem Fahrwasser und man sitzt buchstäblich auf dem Trockenen. Teilweise ist es hier neben dem Fahrwasser nur 30 cm tief.

Als wir vor der Brücke in Den Oever festmachen, sehen wir Doppelt-Rot. Auf meine Nachfrage per Funk, wann die Brücke wieder das nächste Mal geöffnet wird,, erfahren wir den 5. November! Zuerst glaube ich, mich verhört zu haben. Aber nein. Wie wir später erfahren, öffnet sich die Brücke wegen Reparaturarbeiten an den Schleusentoren von Den Oever frühestens wieder am 05.11. So bleibt uns nichts anderes über, als die einsetzende Ebbe abzuwarten und mit dem Strom wieder nach Texel zu segeln. Wir machen uns noch eine leckere Kipsoep zur Stärkung, warten bis der Strom einsetzt und segeln mit einem wunderschönen raumen Segelkurs zurück nach Oudeschild. Begünstigt durch Wind und Strom können wir schon um 16 Uhr an unserem alten Steg festmachen.

Donnerstag, 02.10.03 Texel - Stavoren
NE2-2, sonnig, 17° 26,9 sm

Mit dem Wetter haben wir ja viel Glück, mit dem Wind weniger. Am Anfang lassen wir uns noch mit 2 kn Strom und 1 kn Segelkraft Richtung Kornwedersand treiben. Kurze Zeit später ist aber auch das vorbei, so das wir wieder einmal die Dieselgenua bemühen müssen. Im übrigen 21 Stunden in der Woche läuft die Maschine. Das sind bei 4 kn Marschfahrt über 80 sm unter Motor. Bei 125 zurückgelegten Meilen sind das 64 %. Viel für einen Segeltörn.

Wir motoren langsam bis zur Brücke, warten deren Öffnung ab und schleusen direkt danach ins Ijsselmeer. Hier können wir nochmal für 2 Stunden die Segel auspacken und lassen uns mit 3 kn vor dem Wind nach Stavoren treiben. Auch diesem Wind geht bald die Puste aus und so brummelt wieder unser Volvo-Penta.

In Stavoren machen wir an der Kaimauer gegenüber der braunen Flotte fest. Es gibt zwar keinen Strom und zu den Duschen muß man einmal um den Hafen laufen, aber dafür kostet er auch nur 10,20 € pro Nacht. Die Duschen sind nicht sehr komfortabel, aber mit 50 Cent auch günstig. T-Papier sollte man aber mitnehmen, das gibt es auf den Toiletten von Stavoren nicht. Trotzdem gefällt mir der Hafen viel besser als der hypermoderne Buitenhaven mit allem Komfort und sogar kostenlosen Duschen, in dem ich aber schon vor 3 Jahren mit einem 7,5m Boot und 2 Leuten 26 € die Nacht ohne Strom bezahlen mußte.

Freitag, 03.10.03 Stavoren - Lemmer
windstill diesig 16,6 sm

Peter und Sigi

Diesig und windstill präsentiert sich heute das Ijsselmeer, als wir uns unter Motor Richtung Heimathafen aufmachen. Zuerst geht es zur ST7, um die Sandbank vor Stavoren zu umgehen, dann am Tonnenstrich VZ entlang bis dieser vom SB abgelöst wird. Immer stur 90° Richtung Osten. Langweilig, langweilig. Nach 3 Stunden monotones Motoren machen wir ohne besondere Vorkommnisse im Siriushafen in Lemmer fest. Inzwischen wieder mit der lässigen Routine von einer Woche Manöver bugsiere ich die Fratello zum letzten Mal in die Box und stoppe gekonnt 30 cm vor der Kaimauer auf. Ruckzuck sind alle Leinen belegt, die Fender hängen draußen und es geht ans Schiff ausräumen. Tasche um Tasche wandert den Weg rückwärts durch die Vorschiffsluke und allzu schnell ist der Moment des Abschieds gekommen. Ob ich meinen Bruder (Fratello) nächstes Jahr wieder sehen werde? Wer weiß.
Wünschen tue ich es mir.

Samstag, 04.10.03 Heeg
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Heeg

Wir haben für das Wochenende noch einen Bungalow in Heeg gemietet. So verbringen wir noch 2 Tage an dem See Fuessen. Dieser gehört zur friesischen Seenplatte und selbstverständlich ist man mit einer Valkjolle unterwegs.